Neuer Erzbischof noch vor Libori

Von Rüdiger Kache

Rom (WV). Eine Begegnung mit dem Papst „auf Armlänge“ und die Zusicherung, dass zum nächsten Liborifest ein neuer Paderborner Erzbischof im Amt ist: Das waren die Höhepunkte einer Studienreise der CDU-Mittelstands- und Wirtschaftsunion im Kreisverband Paderborn (MIT) nach Rom und in den Vatikan.

Ranghöchster Gesprächspartner war der aus der Schweiz stammende “Ökumene-Minister” des Papstes, Kurienkardinal Prof. Dr. Kurt Koch, der als Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen in der katholischen Welt hohes Ansehen und eine große Verantwortung trägt. Natürlich versuchte MIT-Kreischef Ulrich Lange ein wenig vorzufühlen, wann der Vatikan denn den neuen Paderborner Erzbischof ernennt. Kardinal Koch äußerte sich diplomatisch: „Ich gehöre dem Gremium an, das sich zweimal monatlich trifft, um dann jeweils über die neue Führung von vier Diözesen weltweit zu beraten. Und es sind eine ganze Menge Diözesen auf allen Kontinenten, die auf eine Entscheidung warten.“ Mit Applaus aufgenommen wurde aber seine Ankündigung, dass „er sehr zuversichtlich sei, dass zum nächsten Liborifest der neue Erzbischof die Reliquien des hl. Liborius im Dom erhebt.“

Als wenig hilfreich bezeichnete Koch den deutschen „Synodalen Weg“, der sich unterscheide von der Synodalität, wie sie Papst Franziskus verstehe. Angesprochen auf die zunehmende Zahl der Kirchenaustritte stellte Kardinal Koch fest, dass dies eher ein europäisches Problem sei, denn in der Weltkirche sei das Gegenteil der Fall. „Was letztendlich zu Kirchenaustritten führt, ob Enttäuschung über die Kirche oder die Kirchensteuer, muss man untersuchen. Wir stellen aber fest, dass dort, wo keine Kirchensteuer erhoben wird, die Zahl der Kirchenmitglieder steigt.“ Über Jahrhunderte hätten Europäer in aller Welt missioniert. Heute erkennen wir, dass wir Europäer von den Christen aus anderen Teilen der Welt wertvolle Impulse und Vitaminstöße im Glauben bekommen können.“

Über die Arbeit von Radio Vatikan, 1929 gegründet, informierte Redaktionsleiter Dr.Mario Galgano. 650 Mitarbeiter aus 60 Nationen verbreiten weltweit in 50 Sprachen als Stimme des Papstes News, Interviews und Reportagen und stützen sich dabei auf freiwillige Mitarbeiter in den Gemeinden. Die journalistische Arbeit sei kaum anders als in großen Rundfunk- und TV-Sendern: hoch professionell mit neuester Studiotechnik.

Der nächste Besuch der Gruppe galt der Deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl, gleichzeitig auch Deutsche Botschaft beim Souveränen Malteserorden mit zusammen 20 Mitarbeitern. In der idyllisch gelegenen Residenz informierte Geistlicher Botschaftsrat Monsignore Oliver Lahl. „Wir schauen auf Kirche nicht als religiöse Einrichtung, sondern haben den Blick auf Gesellschaften und den Dialog Kirche -Staat. Wir unterstützen deutsche Politiker bei der Vorbereitung von Gesprächen in Rom, bringen Menschen zu unterschiedlichen Themen zusammen und formulieren Ziele.“ Es sei viel Kleinarbeit, Betreuung von Besuchern und Gästen, und man finde davon nur ganz selten etwas in den Schlagzeilen, aber es sei eine wichtige und erfüllende Aufgabe, betonte Lahl.

Wie es dann doch noch ganz unerwartet zu der persönlichen Begegnung mit Papst Franziskus kam, verdankten die Paderborner einem „Geheimtipp“ des Redakteurs von Radio Vatikan: Einmal im Jahr, zu Allerheiligen, besucht der Papst einen anderen Friedhof in Rom. Diesmal den Commonwealth-Friedhof für Gefallene in Rom während des Zweiten Weltkrieges, auf dem 460 Soldaten liegen. Und der ist nur fünf Gehminuten entfernt vom Hotel der Gruppe. Dort kommt es dann zum Treffen mit dem Papst, der seinem weißen Elektro-Fiat entsteigt, dort als erstes auf Ulrich Lange stiößt und diesem spontan die Hand drückt. Ein unvergesslicher Moment!