Hochkarätige Podiumsdiskussion zur Wiedervereinigung unter dem Motto „Wirtschaft hilft“

70 Jahre Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU/CSU (MIT), 30 Jahre Mauerfall und 30 Jahre Luftbrücke e.V. – drei Jubiläen, die einzeln Anlass zum Feiern geben. In Kombination sind sie aber ein noch viel größerer Grund, um Gutes zu tun. Dementsprechend hatte die Luftbrücke gemeinsam mit der MIT im Kreis Paderborn unter dem Motto „Wirtschaft hilft“ zu einer dreifachen Geburtstagsfeier in die Räumlichkeiten der RTB GmbH & Co. KG in Bad Lippspringe eingeladen.

Die zahlreichen Gäste aus der heimischen Wirtschaft brauchten keine Geschenke mitzubringen. Vielmehr waren sie dazu aufgerufen, für das aktuelle Projekt „Ein Rettungswagen für Malisheve im Kosovo“ der Luftbrücke zu spenden. Der Bürgermeister der 55.000 Einwohner umfassenden Gemeinde im südwestlichen Zentrum des Kosovos, Ragip Begaj, war persönlich vor Ort, um den Fahrzeugschlüssel symbolisch in Empfang zu nehmen. „Wir freuen uns sehr über die großartige Unterstützung. Der Rettungswagen hilft uns, besonders den Transport erkrankter Kinder zu verbessern“, danke Begaj, der damit einen Bogen zu den Anfängen der Luftbrücke zog.

Kurz nach dem Mauerfall in der DDR hatte sich der Verein auf Initiative des ehemaligen Paderborner Bundestagsabgeordneten Friedhelm Ost gegründet. „Das Ziel war, atemwegserkrankten Kindern aus der DDR eine medizinische Versorgung in Bad Lippspringe zu ermöglichen“, so Geschäftsführer Rudolf Broer. Als die Krankenkassen die Kosten dafür übernahmen, dehnte die Luftbrücke ihre Aktivitäten in Richtung Osten und bis nach Afrika aus. „Wir haben in 30 Jahren sehr viele schöne und auch traurige Momente erlebt. Es gab Kinder, deren Krankheit nicht mehr geheilt werden konnte, anderen geht es heutzutage dank der Unterstützung durch die Luftbrücke richtig gut“, blickte der aktuelle Vorsitzende Rudolf Rodenbröker zurück. Mit Arseniy Lopatenuou, der an Mukoviszidose erkrankt ist, sowie dem an der gleichen Krankheit leidenden Artjom Dreier waren zwei Männer aus Russland da, denen die Luftbrücke in ihren Kinder- und Jugendjahren helfen konnte.

Die Gründungsphase der Luftbrücke stellte bei der dreifachen Geburtstagsfeier die Schnittstelle zu einer interessanten Podiumsdiskussion dar. Moderiert vom Strategieberater und Kommunikationsexperten Matthias Hack, ordneten die Schweriner Unternehmerin und stellvertretende MIT-Bundesvorsitzende Dorin Müthel-Brenncke, Friedhelm Ost und Staatssekretär a.D. Hartmut Schauerte die Geschehnisse rund um den Mauerfall ein. „Die Wiedervereinigung wird schlechter dargestellt, als sie ist. Viele Dinge, wie die Lebenserwartung und das Leistungsvermögen in Ostdeutschland, haben sich deutlich erhöht und verbessert. Das ist nur noch nicht in den meisten Köpfen angekommen. Ich sehe hier eine zentrale Aufgabe, positiv auf die Menschen einzuwirken und eine neue, mutige Bewegung für eine positive Denkweise anzuschieben“, forderte Schauerte.

Friedhelm Ost, der zur Zeit der Wende unter dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl als Staatssekretär und Chef des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung hautnah mit dabei war, warb um Verständnis für die Probleme der Wiedervereinigung. „Wir können darauf stolz sein, dürfen aber nicht vergessen, dass viele Menschen in der ehemaligen DDR von der NS-Diktatur direkt in die SED-Diktatur übergegangen sind. Sie mussten lange Zeit keine Verantwortung für ihre Freiheit tragen. Wichtig ist, dass wir im Dialog bleiben und immer wieder aufeinander zugehen.“ Das bestätigte auch Dorin Müthel-Brenncke, die in Schwerin einen handwerklichen Familienbetrieb leitet. „Wir müssen mehr miteinander reden, um die Mauer auch in den Köpfen zu überwinden. Hier sehe ich die Wirtschaft stark gefordert“, sagte Müthel-Brenncke.

Ulrich Lange, MIT-Vorsitzender im Kreis Paderborn, dankte dem Gastgeber, dem Moderator und den Podiumsteilnehmern für eine sehr gelungene Veranstaltung und den anwesenden Gästen für die große Unterstützung des Rettungswagen-Projekts. Das Fahrzeug wird in den nächsten Tagen in den Kosovo transportiert. „Bei uns kann man sich darauf verlassen, dass die Spenden zu 100 Prozent bei den Menschen landen. Das ist die beste Hilfe zur Selbsthilfe“, betonte Broer.