„In Deutschland dauert alles viel zu lange“. Dieses Statement gab Prof. Dr. Rüdiger Kabst, Vizepräsident der Universität Paderborn für Technologietransfer und Marketing und Inhaber des Lehrstuhls für International Business der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften auf einer Veranstaltung der Mittelstandsvereinigung Kreis Paderborn zur Gründungskultur in Deutschland.
Zu dem Business-Frühstück unter dem Titel „Wachstum digital – Bits und Bytes und Arbeitsplätze” im Haxterpark lud die Mittelstandsvereinigung im Kreis Paderborn gemeinsam mit dem Ring Christlich Demokratischer Studenten Nordrhein-Westfalen (RCDS) und der Jungen Union in Ostwestfalen Lippe ein.
Der Landesvorsitzende der Mittelstandsvereinigung Nordrhein-Westfalen Hendrik Wüst wies in seinem politischen Statement darauf hin, dass die Digitalisierung laut einer gem. Studie von BITKOM und Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation bis 2025 ein Potential von 78 Mio. Euro zusätzlicher Bruttowertschöpfung hat. Das entspricht einem jährlichen Wirtschaftswachstum von 1,7 Prozent und 300.000 zusätzlichen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen in NRW. Dabei sei der Mittelstand ganz besonders gefragt, denn 94 % unserer Industrieunternehmen sind Mittelständler.
„Wir müssen jetzt eine Schubumkehr und eine Gründerstimmung schaffen“ so Hendrik Wüst in seiner Ansprache. Aber dafür brauchen wir die richtigen Rahmenbedingungen. Eine Studie im Auftrag der NRW Bank besage, dass 90% der Gewerbegebiete in NRW noch nicht an die schnelle Datenautobahn angeschlossen sind. Andere Länder seien beim flächendeckenden Ausbau schneller.
Startups in Deutschland benötigen außerdem eine ausreichende Finanzierung, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können, insbesondere Wagniskapital. Aber grade diese Kapitalgewinnung sei in Deutschland schwierig. Die Mittelstandsvereinigung setze sich daher für die Schaffung einer steuerwirksamen Sofortabschreibungsmöglichkeit bei Erwerb von Anteilen an begünstigten Startups ein.
Zusätzlich müsse die Gründerkultur in Deutschland gestärkt werden. Scheitern ist nach den Ausführungen von Hendrik Wüst in Deutschland noch immer mit einem Makel versehen. Es werde geschätzt, dass 11 bis 12 Startups scheitern, um einem Startup zum Durchbruch zu verhelfen.
Prof. Dr. Kabst erläuterte in seinem Vortrag, dass 73 % der neuen Arbeitsplätze in NRW durch Gründungen und Kleinbetriebe entstehen. Er führte aus, dass ehemalige Marktführer, z. B. Unternehmen wie Nokia oder Sony, an Bedeutung verloren hätten, weil sie zu wenig innovativ waren und neue Entwicklungen nicht früh genug erkannt haben.
Nach den Ausführungen von Prof. Dr. Kabst besteht in Deutschland genügend Know How, um technologieorientierte Startups zu gründen. Die Gründungen müssen in Deutschland nur schnell genug umgesetzt werden, ansonsten sind z. B. die Amerikaner schneller.
Ein besonders wichtiger Motor bei den technologieorientierten Neugründungen sind nach der Erfahrung von Prof. Kabst die Universitäten. „Die Hochschulen sind Inkubatoren für Technologien und innovationsgetriebene Gründungen“, so Prof. Kabst. Sie bieten eine hochwertige Ausbildung. Eine Befragung habe ergeben, dass sich von 2257 Absolventen 123 selbständig gemacht und 28 ein Unternehmen gegründet haben. Sie haben etwa 13,5 Mitarbeiter je Unternehmen eingestellt. Die Universität Paderborn hat Kontakt zu 170 Gründungen, davon sind 82 % in OWL geblieben und haben insgesamt 8500 neue Arbeitsplätze geschaffen.
In der Veranstaltung präsentierten sich auch 3 verschiedene Neugründungen, die von Prof. Dr. Kabst begleitet werden. Der ehemalige Arvato Mitarbeiter und erfahrene Unternehmensgründer Harald Ernst stellte sein Startup-Unternehmen AddaWish vor. AddaWish vereinfacht das Einsammeln von Geld im Kollegen-, Familien- und Freundeskreis für ein gemeinsames Geschenk und bietet Inspirationen für tolle Geschenke. Sein Tipp beim Gründen von Unternehmen: Einfach anfangen. Dabei muss man sich aber immer bewusst sein, dass es auch mal schief gehen könne.
Die Studierenden Frank Tripp und Jens Januik stellten die App Actidoo für die boomende Freizeit und Werbebranche vor. Mit dieser App kann man Freunde für gemeinsame Freizeitaktivitäten finden, wie z. B. für Fahrradtouren, Museumsbesuche oder zum Bowlen. Vorteile für die Anbieter sind die gezielte Werbung und Platzierung von Angeboten. Diese App kann auch im Business Bereich genutzt werden, z. B. um herauszufinden wie viel Know How in einer Firma vorhanden ist.
Dr. Fabian Christ stellte das Startup-Unternehmen „Verlinked“ vor. Dieses Unternehmen entwickelt Cloud Plattformen für die Echtzeit Kommunikation und spricht dabei besonders Unternehmen aus den Bereichen Maschinenbau und Elektrotechnik an. Damit können bestehende Systeme fit für die Zukunft der internet-basierten M2M-Kommunikation gemacht und kosteneffizient erweitert werden um getätigte Investitionen zu schützen.