Mittelstandsvereinigung lädt Macher des „Zukunftsatlas“ ein

Gute und schlechte Nachrichten für den Kreis Paderborn

Bei einem ersten Blick auf den sogenannten „Zukunftsatlas“ der Baseler Beratungsfirma Prognos scheint die Tendenz für den Kreis Paderborn negativ. Von 402 Kreisen und kreisfreien Städten belegt der Kreis Paderborn in Sachen „Zukunftsfähigkeit“ deutschlandweit aktuell Rang 109, vor vier Jahren war es noch Platz 93, vor sechs Jahren sogar Rang 79. Die Details dieses Rankings erläuterte der Prognos-Experte Peter Kaiser jetzt beim Sommergespräch im Bad Lippspringer Parkhotel auf Einladung der Mittelstandsvereinigung der CDU im Kreisverband Paderborn (MIT).

Der MIT-Kreisvorsitzende Ulrich Lange will sich mit seiner Vereinigung auch weiterhin der Herausforderung stellen, den Kreis Paderborn zukunftsfest zu machen, und setzt dabei auf einen intensiven Dialog mit Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. Und der Vortrag zum Zukunftsatlas bot den Mittelständlern genügend Gesprächsstoff. Referent Peter Kaiser, der aus Paderborn-Elsen stammt, mittlerweile jedoch seit 17 Jahren in Bremen zu Hause ist, gab spannende Einblicke in die Daten, die sein Unternehmen sammelt und regelmäßig für ganz Deutschland auswertet. Dabei hob er hervor, dass der Kreis Paderborn zwar eine vergleichsweise positive Bevölkerungsentwicklung aufweist, für junge Familien attraktiv ist und einen relativ gesunden Arbeitsmarkt vorzeigen kann, doch allgemeines Wachstum, Beschäftigungszuwachs und der Anteil Hochqualifizierter am Arbeitsmarkt sind eher geringer als der Bundes- und sogar noch geringer als der nicht gerade formidable Durchschnitt in Nordrhein-Westfalen.

Aber Wirtschafts-Geograph Peter Kaiser hatte auch Zahlen und Fakten im Gepäck, die Mut machen. So seien die Beschäftigtenzahlen in den Feldern Forschung und Entwicklung „richtig stark“, auch das Wachstum in diesem Bereich sei hoch. In diesem Punkt sieht der Berater echte Chancen für die Region. Die starke Forschung könne in Kombination mit der notwendigen Vernetzung mit der Wirtschaft eine Basis für zukünftiges Wachstum sein. Dank der vergleichsweise niedrigen Verschuldung der Kommunen im Kreis könne auch die öffentliche Hand glücklicherweise auf die anstehenden Herausforderungen noch besser reagieren als andernorts.

Ordentlich aufgestellt sieht der Datensammler den Kreis im Feld der Digitalisierung. Beim so genannten Digitalisierungskompass der Prognos AG sind zwar die deutschen Metropolen, angeführt von München, nahezu uneinholbar entfernt, doch auch der Kreis Paderborn ist mit einer Bewertung von drei von fünf Sternen gut unterwegs und erhält die Note „gute Chancen“. Dabei liegt er auf einer Höhe mit Freiburg, Leipzig und Reutlingen und noch vor Bielefeld, Dortmund, Essen oder Kassel.

Dennoch bleiben jede Menge Hausaufgaben für alle Entscheider und Verantwortlichen im Kreisgebiet. Für die anstehenden Aufgaben sieht Kreis-Mittelstandschef Ulrich Lange allerdings zur Zeit keine Hilfe aus Düsseldorf: „Ein großer Hemmschuh für eine weitere positive Entwicklung des Kreises Paderborn liegt bei der rot-grünen Landesregierung. Der planwirtschaftliche Landesentwicklungsplan, die mangelnde Finanzausstattung der Kommunen, nervenaufreibende Überregulierung und die Vernachlässigung des ländlichen Raums sind in diesem Zusammenhang nur einige große Baustellen, die uns hier im Kreis Paderborn kräftig ausbremsen.“ Die Landesregierung habe in Sachen Zukunftspolitik total versagt, erklärte Lange, der sich im Wahlkreis Paderborn-Land um die CDU-Kandidatur für die anstehenden Landtagswahlen bewirbt.