Mittelständler aus dem Kreis Paderborn auf Studienreise nach Albanien und Nordmazedonien
Politischer Zündstoff und reizvolle Landschaften auf dem West-Balkan Selten war die Vorbereitung einer der traditionellen Studienreisen der Mittelstands- und Wirtschaftsunion im Kreis Paderborn (MIT) so von Vorurteilen geprägt wie beim Ziel der diesjährigen Fahrt Mitte Juni auf den West-Balkan. Denn beim Stichwort „Albanien“ denken viele Mitteleuropäer immer noch zuerst an Kriminalität, Armut, Flüchtlinge, Blutrache, Drogenhandel und Menschenschmuggel. Aber Albanien ist nach jahrelanger Diktatur und Isolation als EU-Beitrittskandidat auf dem Weg nach Europa. Davon konnten sich die Mittelständler aus dem Kreis Paderborn gleich zu Beginn ihrer sechstägigen Reise bei einem Besuch der deutschen Botschaft in der albanischen Hauptstadt Tirana überzeugen. Botschafter Peter Zingraf informierte bei dieser Gelegenheit ausführlich über die aktuelle politische und wirtschaftliche Lage in Albanien. Und die in dieser Runde diskutierten Schwerpunktthemen sollten die Gruppe während der gesamten Reise begleiten. So leidet die albanische Wirtschaft und Gesellschaft auch heute noch erheblich unter der Abwanderung gut ausgebildeter junger Menschen, die das Land aufgrund nur geringer Karrierechancen verlassen und ihr Glück in Mittel- und Nordeuropa suchen. Besonders Deutschland steht für diese jungen Menschen an der Spitze der begehrten Länder. „Wir müssen uns dieser Herausforderung noch intensiver stellen und die Voraussetzungen dafür schaffen, dass diese jungen Menschen nicht zum Flughafen, sondern in die Unternehmen, Krankenhäuser und Verwaltungen hier vor Ort gehen“, machte der Botschafter vor diesem Hintergrund deutlich. Mit Blick auf den Status als EU-Beitrittskandidat kritisierte der deutsche Diplomat aber auch nachdrücklich, dass es immer noch an der Umsetzung der erforderlichen Gesetze, der Rechtsstaatlichkeit und der Korruptionsbekämpfung hapere: „Hier müssen noch ganz dicke Bretter gebohrt werden.“ Dabei müsse aber auch berücksichtigt werden, dass in Albanien eine große Hoffnung auf den EU-Beitritt zu beobachten sei, und die Gefahr bestehe, dass die positive Stimmung im Land durch die langwierigen Verzögerungen in Enttäuschung umschlage. In diesem Zusammenhang wies Peter Zingraf auch darauf, dass es in Albanien sowohl in der Politik als auch in der Bevölkerung eine klare Verurteilung des russischen Angriffs auf die Ukraine gibt. Auch Bestrebungen der Volksrepublik China, Einfluss in Albanien zu bekommen, wurden und werden verhindert. Bei einem Empfang durch den Direktor des albanischen Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung, Dr. Tobias Rüttershoff, wurde die Gruppe aus dem Kreis Paderborn ausführlich über das politische System Albaniens informiert und erhielt interessante Einblicke in die wirtschaftliche Lage des Landes, seine Rohstoffe und seine Produktionsmöglichkeiten sowie die starken Aktivitäten, Politik und Justiz von Korruption zu befreien. Ein weiteres Highlight war der Besuch des albanischen Parlamentes, in dem die Reisenden ausführlich über dessen Arbeit informiert wurden. Bei einem Treffen mit dem ehemaligen Erziehungs- und IT-Minister Genc Polo thematisierte auch dieser die Auswanderung der jungen Menschen. Allein zwischen 2014 und 2022 hätten mehr als 500.000 Bürgerinnen und Bürger das Land verlassen, was zukünftig erhebliche demographische Probleme befürchten lasse. Der albanische Politiker beklagte ebenfalls, dass trotz aller Anstrengungen, die Korruption im Lande zu bekämpfen, noch immer 5 bis 10 Prozent der Staatsaufträge ohne Ausschreibung vergeben würden. Er äußerte aber auch die Hoffnung, dass die Aufnahmegespräche mit der EU dem Land helfen werden, den Kampf gegen Korruption noch erfolgreicher anzugehen. Nach vier interessanten Tagen in Tirana reiste die Gruppe weiter in die Stadt Ohrid am gleichnamigen See in Nordmazedonien. Bei einem Zwischenstopp […]
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