Der Fachkräftemangel wird für viele Unternehmen zunehmend spürbar – vor allem die Suche nach passenden jungen Talenten gestaltet sich immer schwieriger. In einer Diskussionsrunde der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) in der Paderborner Home Deluxe Arena wurde deshalb die Frage diskutiert: Wie können Unternehmen die Generation Z besser verstehen und für sich gewinnen?
Unter der Moderation von Daniel Greve, Sprecher des jungen Mittelstandes (juMIT), trafen sich führende Vertreter aus der Wirtschaft und Beratung und junge Talente, um über die Anforderungen und Bedürfnisse der Generation Z zu sprechen. Experten wie Michael Hösterey (Unternehmensberater), Robert Heggemann (Vorstand der Heggemann AG) und Richard Kleeschulte (Startup-Unternehmer) erörterten dabei gemeinsam, welche Anpassungen Unternehmen vornehmen müssen, um diese Generation zu erreichen.
Neue Wege der Talentsuche und Mitarbeitermotivation
Eines der zentralen Themen war, dass junge Talente der Generation Z vor allem über neue Medien und moderne Kommunikationskanäle angesprochen werden müssen. Lange Bewerbungsverfahren und der klassische Lebenslauf treten immer mehr in den Hintergrund. Stattdessen wird auf abgekürzte Bewerbungsverfahren gesetzt, bei denen Motivation und Potenzial wichtiger sind als bisherige Qualifikationen. „Was jemand kann, ist nicht so entscheidend – was zählt, ist die Motivation“, betonte Michael Hösterey.
Das Lernen verändere sich ebenfalls. Kurze Wissenseinheiten und digitale Lernmethoden sind heute maßgeblich, um die Generation Z anzusprechen. Unternehmer müssten deshalb neue Ansätze entwickeln, um diese Lernpräferenzen in ihre betriebliche Weiterbildung zu integrieren.
Veränderungen im Arbeitsumfeld notwendig
Die Teilnehmer der Diskussionsrunde waren sich einig: Sinnhaftigkeit im Beruf ist ein zentraler Wert der Generation Z. Unternehmen müssen nicht nur ein attraktives Arbeitsumfeld schaffen, sondern auch ihre Arbeitsprozesse neu gestalten. Flache Hierarchien, weniger Bürokratie und die Arbeit im Team sind zentrale Anforderungen der jungen Generation.
Startup-Unternehmen, die häufig bereits auf diese Strukturen setzen, können hier als Vorbild dienen. Für die Generation Z spielen Werte wie Verantwortung, Vertrauen und Zusammenarbeit eine große Rolle. Zudem wurde betont, dass ein sicherer Arbeitsplatz und Flexibilität ebenfalls zu den entscheidenden Faktoren gehören. Abylai Rodehuth, Auszubildender der Firma Benteler, unterstrich in diesem Zusammenhang, dass auch das Arbeitsumfeld passen müsse: „Es ist wichtig, dass man Spaß an der Arbeit hat, um leistungsbereit zu sein.“ Fehler sollten zugelassen werden, um eine positive Fehlerkultur zu schaffen, und die Work-Life-Balance müsse berücksichtigt werden.
Generation Z – Verantwortung und Entfaltung
Ein weiteres Thema war die Bereitschaft der Generation Z, Verantwortung zu übernehmen. Diese sei nicht immer sofort gegeben, jedoch könne durch die richtige Unterstützung und Motivation die Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung gesteigert werden. Unternehmer und Führungskräfte müssen lernen, auch loszulassen und den jungen Mitarbeitern Entfaltungsmöglichkeiten zu bieten.
„Es geht darum, gemeinsam mit der Generation Z neue Strategien zu entwickeln und Zukunftsperspektiven aufzuzeigen“, erklärte Richard Kleeschulte. Dabei sei es auch wichtig, den Übergabeprozess von Verantwortung zu begleiten und zu unterstützen.
Herausforderungen für den Mittelstand
Die Diskussionsrunde griff auch die Herausforderungen auf, vor denen der Mittelstand steht. Die Bürokratie sei eine doppelte Last, da viele mittelständische Unternehmen nicht über eigene Mitarbeiter für Verwaltungsaufgaben verfügen. Gleichzeitig fehle es in der Gesellschaft oftmals an Anerkennung für Unternehmer. Robert Heggemann machte darauf aufmerksam, dass Unternehmer heute häufig angefeindet werden und betonte: „Zum neuen Auto gratuliert dir keiner.“
Trotz dieser Herausforderungen bleibe der Mittelstand das Rückgrat der Wirtschaft, und es liegt im Interesse aller, die kommenden Generationen zu verstehen und gezielt in die Zukunft der Arbeitswelt zu integrieren, war das Fazit aller Teilnehmer dieser Runde.