MIT-Ausblick aufs neue Jahr prognostiziert der Region eine solide Entwicklung
In einer schwer berechenbaren Weltlage stehen Zukunftsprognosen auf tönernen Füßen. Die Mittelstandsvereinigung (MIT) im Kreis Paderborn lässt sich von den turbulenten Umständen dieser Tage jedoch nicht abschrecken und hat mit namhaften Vertretern aus Politik, Industrie, Handwerk, Handel und Banken einen Ausblick aufs das junge Jahr 2017 gewagt.
Der MIT-Kreisvorsitzende Ulrich Lange hatte in die Zentrale der Sparkasse nach Paderborn eingeladen und deren Vorstandsmitglied Hubert Böddeker schlug vor 170 Gästen der CDU-Vereinigung in seiner Prognose „Politische Instabilitäten – wie reagieren die Märkt?“ den Bogen vom Weißen Haus bis zum Paderborner Wohnungsmarkt.
Auch für den erfahrenen Ökonomie-Analytiker Böddeker sind die großen unbekannten Variablen im neuen Jahr die politischen Entwicklungen in der westlichen Welt. Den neuen US-Präsidenten Donald Trump bezeichnet er als „Überraschungs-Ei“, die Wahlen in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland könnten ebenfalls für Finanzmarktschwankungen sorgen. Schließlich habe sich in allen drei Ländern starke nationalistische Strömungen entwickelt.
Trotz dieser Ungewissheiten verfällt ein Sparkassen-Mann nicht in Aufregung, sondern erläutert, dass Forscher aktuell dennoch von einem Weltwirtschaftswachstum zwischen drei und vier Prozent ausgehen, für Deutschland seien robuste 1,5 Prozent drin, ist sich Hubert Böddeker sicher und sieht darin eine ordentliche Entwicklung. Wichtig für Unternehmer und Verbraucher: Prognosen zeigen, dass der Rohölpreis ebenso niedrig bleiben sollte, wie die aktuellen Zinsen. In der Eurozone werde die Politik des billigen Geldes fortbestehen, sagte Böddeker voraus. Erst ab 2019 sei mit einem langsamen Zinsanstieg zu rechnen. Die Empfehlung des Finanzmanagers: in Zeiten niedriger Zinsen biete der Aktienmarkt ordentliche Renditen für langfristig orientierte Geldanlagen. Wer lieber in Steine investiert, muss derzeit allerorten mit extremen Preisen rechnen. Penthäuser in der Paderborner City würden aktuell für bis zu 4.500 Euro pro Quadratmeter verkauft, berichtete Böddeker von einem erhitzten Markt.
Ähnlich gute Laune wie Immobilienbesitzer hatten im Kreis der MIT-Mitglieder auch die Vertreter der heimischen Industrie, des Handwerks und des Handels. Dr. Claudia Auinger, stellvertretende Geschäftsführerin der IHK-Zweigstelle Paderborn+Höxter, sprach über den „Beschäftigungsrekord in OWL“ und die positiven Erwartungen der Mitgliedsbetriebe für die kommenden Monate. Gemeinsam mit allen Verbandsvertretern und Vorstand Karl-Heinz Rawert von der Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold forderte sie an diesem Abend aber einen umgehenden Glasfaserausbau für die Region, um auch in der digitalisierten Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben.
Aktuell ist laut Peter Gödde, dem Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe, auch das heimische Handwerk absolut wettbewerbsfähig und stark gefragt. Sorgen macht ihm jedoch, dass den Betrieben der Nachwuchs fehlt. Rund 16 Prozent weniger Azubis seien 2016 im Vergleich zum Vorjahr eingestellt worden, immer noch seien dutzende Stellen unbesetzt. Dieses „strukturelle Problem“ sei ein „Riesenthema“ im Handwerk.
Ferdinand Klingenthal, der Vorsitzende des Handelsverbands OWL, ist gespannt auf die Auswirkungen des neuen Bielefelder Shopping-Tempels „Loom“ auf den Kreis Paderborn. In der Domstadt habe man sich bewusst gegen ein solches Center ausgesprochen. Dennoch fehlten populäre Marken wie „Zara“, „McDonald’s“ oder „Starbucks“ aktuell in der City und daher dürfe man in der Stadt „nicht meinen, wir seien gut aufgestellt“, mahnte Klingenthal in Anwesenheit des neuen City-Managers Uwe Seibel.
Mit seinem Impulsvortrag „Zukunftsfeste Rente – neue Impulse für die Alterssicherung“ wagte Thomas Köster, der bei der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin für die Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik verantwortlich zeichnet, einen Ausblick auf die ganz persönliche Zukunft der Gäste. Und der Geschäftsführer des Flughafen Paderborn-Lippstadt, Dr. Marc Cezanne, nutzte einen Werbeblock, um die neuen Angebote des heimischen Airports zu präsentieren. Vor allem die neue Lufthansa-Linie nach Frankfurt, die ab dem 26. März sechsmal pro Woche startet, eröffne neu Möglichkeiten
MIT-Kreischef Ulrich Lange forderte seine Mitglieder und Gäste zum Ende des Abends auf, im neuen Jahr stets offen für Neues zu bleiben, um so in einem turbulenten Umfeld selbst den Lauf der Dinge gestalten zu können: „Mischen Sie sich gerade in diesem Wahljahr noch mehr in die gesellschaftliche und politische Debatte ein, und seien Sie bereit zu Diskussionen. Nur so funktioniert Demokratie.“